Du bist Vision

  • Visionen sind mehr als Ziele. Sie sind die leise Sehnsucht in uns, ein innerer Ruf, der uns bewegt. Doch bevor wir Neues erschaffen, dürfen wir uns fragen: Was darf ich loslassen, bevor etwas entstehen kann?

    Wachstum ist kein Ziel, das wir erreichen – es ist ein fortwährender Prozess. Visionen verändern sich mit uns, sie sind nicht starr. Manchmal entstehen sie nicht durch Nachdenken, sondern durchs Erleben.

    Wie setzen wir eine Vision um? Indem wir sie greifbar machen – durch Schreiben, Visualisieren, erste kleine Schritte. Doch oft tauchen Zweifel auf: Bin ich gut genug? Interessiert das überhaupt jemanden? Gerade die Visionen, die uns herausfordern, lassen uns am meisten wachsen.

    Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt. Der einzige richtige Moment ist jetzt.

    Und vielleicht steckt die wichtigste Erkenntnis in einer unerwarteten Frage: Was, wenn du selbst schon eine Vision bist? Vielleicht trägst du sie längst in dir – du musst sie nur erkennen.

Ein Blick in die Zukunft - oder ins Jetzt? (Bild: Der vertraute Blick meiner Schwester 2018)

Visionen setzen – unsere unglaubliche gabe zu erschaffen

Hast du schon einmal gespürt, dass da mehr in dir ist, aber du nicht genau benennen konntest, was es ist? Eine Sehnsucht nach etwas, das sich vielleicht erst vage anfühlt – wie eine leise Ahnung, die noch keine Worte gefunden hat?

Wir Menschen neigen oft dazu, große Veränderungen oder neue Wege an einen bestimmten Zeitpunkt zu knüpfen: den 1. Januar, den nächsten Montag, den Sommerbeginn. Doch was, wenn wir erkennen, dass jede Sekunde ein Anfang sein kann? Dass Visionen nicht an einen Kalender gebunden sind, sondern jederzeit entstehen, wachsen und sich wandeln dürfen?

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich darüber geschrieben, dass man in jedem Moment starten kann – und genau da knüpfen wir jetzt an. Diesmal geht es um Visionen.

Wie entstehen sie? Müssen wir sie uns aktiv erarbeiten oder finden sie uns von selbst? Und wenn wir eine Vision haben – was dann?

Bevor Neues kommen darf: Der Raum für Möglichkeiten

Wenn wir uns mit Persönlichkeitsentwicklung oder Potentialentfaltung beschäftigen, neigen wir oft dazu, direkt nach neuen Informationen, Methoden und Inspirationen zu suchen. Doch manchmal ist es sinnvoller, erst einmal Altes loszulassen, bevor wir Neues in unser Leben einladen.

Dieser Gedanke hat mich sehr berührt, als ich ihn das erste Mal gehört habe. Wir sprechen so viel davon, neue Gewohnheiten zu etablieren, uns mit frischen Ideen zu füllen – aber selten halten wir inne und fragen uns: Wovon darf ich mich erst befreien?

Im Zen-Buddhismus gibt es das Bild der „vollen Tasse“. Wenn eine Tasse bereits randvoll ist, kann nichts mehr hineingegossen werden. Genauso ist es mit unserem Geist: Wenn wir voll sind mit alten Geschichten, festen Überzeugungen oder endlosem Gedankenlärm, dann bleibt wenig Platz für echte Neuerung.

Vielleicht braucht es also zunächst einen Moment des Loslassens:

  • Welche Muster und Gedanken halten mich zurück?

  • Gibt es Dinge, die ich nur aus Gewohnheit tue, obwohl sie mich nicht mehr erfüllen?

  • Möchte ich wirklich mehr lernen – oder brauche ich erst Klarheit in dem, was schon da ist?

Das bedeutet nicht, dass wir alles Alte über Bord werfen müssen. Aber manchmal kann schon das Bewusstwerden darüber, was uns belastet oder unnötig füllt, einen Raum für neue Möglichkeiten öffnen.

Entwicklung ohne Ziel – Warum wir niemals „fertig“ sein werden

Herbert von Karajan sagte einmal: „Wer all seine Ziele erreicht hat, hat sie zu niedrig gewählt.“ Diese Worte zeigen, dass wahre Entwicklung niemals endet – denn sobald wir ein Ziel erreicht haben, öffnet sich der nächste Horizont.

Das Leben ist unerschöpflich. Unsere Entwicklung auch. Jedes Mal, wenn wir denken, wir sind angekommen, öffnen sich neue Türen, neue Gedankenräume, neue Ideen.

Ich habe mir einmal das Wort „entwickeln“ genauer angesehen. Es klingt für mich, als ob sich etwas Entwirrtes, Eingehülltes langsam entfaltet. Ein Kokon, der sich nach und nach öffnet.

Doch anders als bei einer Rolle, die sich entrollt und am Ende aufgebraucht ist, ist unser Prozess unendlich. Wir wickeln uns nicht aus, um irgendwann leer zu sein – sondern um immer mehr von unserem wahren Selbst zu enthüllen.

Vielleicht ist es genau das, was Entwicklung bedeutet: Nicht, irgendwann an einem Punkt des Wissens oder der Erleuchtung anzukommen, sondern mit jedem Schritt tiefer bei sich selbst anzukommen.

Was ist eigentlich eine Vision?

Bevor wir tiefer einsteigen, lohnt es sich, einmal zu klären, was wir unter einer Vision verstehen – und was sie von einer Idee, einer Utopie oder einem Ziel unterscheidet.

  • Eine Vision ist ein inneres Bild einer möglichen Zukunft. Sie ist oft größer als ein einzelnes Ziel und beschreibt nicht nur, was wir tun möchten, sondern auch das Gefühl, das wir damit verbinden.

  • Eine Idee ist der erste Funke. Sie kann spontan auftauchen, vielleicht nur eine kleine Eingebung sein. Manchmal entwickelt sich aus einer Idee eine Vision – aber nicht jede Idee wird zur Vision.

  • Eine Utopie ist eine Idealvorstellung. Sie beschreibt oft eine Wunschwelt oder ein perfektes Szenario. Manchmal sind Utopien bewusst unrealistisch – und gerade dadurch inspirierend.

  • Ein Ziel ist eine konkrete Umsetzung einer Vision. Während eine Vision eine Richtung vorgibt, sind Ziele die Etappen auf dem Weg dorthin.

Brauche ich eine Vision?

Nicht jeder Mensch hat sofort eine klare Vision – und das ist völlig in Ordnung. Manchmal fühlt es sich eher wie eine vage Sehnsucht an. Etwas, das ruft, aber noch keinen Namen hat.

Ich selbst habe erlebt, dass Visionen nicht immer in einem einzigen Moment entstehen. Mein Leben war nie linear – ich habe mich immer von meiner Neugier und meiner Kreativität leiten lassen. Meine Visionen haben sich mit mir entwickelt, sie sind gewachsen, haben sich verändert. Heute weiß ich: Es gibt nicht die eine richtige Vision – es gibt nur die, die gerade jetzt zu dir passt.

Wie komme ich ins Handeln?

Es gibt viele Wege, eine Vision greifbarer zu machen:

  • Brainstorming & Journaling

  • Gespräche mit anderen

  • Kreative Methoden nutzen

  • Kleine Experimente starten

Manchmal hilft es, sich mit der Vision spielerisch zu beschäftigen, statt sie nur analytisch zu betrachten. Ich liebe es, meine Gedanken nicht nur mit Worten, sondern mit Formen und Farben auszudrücken. Vielleicht kannst du deine Vision nicht nur aufschreiben, sondern auch zeichnen, formen oder auf eine andere Art erlebbar machen.

Wenn ich eine Vision habe – was dann?

Eine Vision zu haben ist wundervoll. Doch sie bleibt bedeutungslos, wenn wir sie nicht ins Leben bringen. Und genau an dieser Stelle kommen oft Zweifel auf.

Manchmal ist es genau die Vision, die uns am meisten wachsen lässt, die in uns auch die meisten Gegenstimmen hervorruft. Vielleicht kennst du das: Du hast eine Idee, einen Traum, einen Plan – aber dann tauchen diese leisen, kritischen Gedanken auf:

  • „Bin ich gut genug dafür?“

  • „Kann ich das wirklich?“

  • „Wird das überhaupt jemanden interessieren?“

  • „Warum sollte gerade ich das tun?“

Ich kenne dieses Gefühl gut. Ich gehe gerade mit der Vision schwanger, eine Masterclass über das emotionale Fotografieren von Ferienimmobilien zu geben. Ich weiß, dass sich die Bildsprache in diesem Bereich verändert hat. Es geht nicht mehr nur darum, Räume abzubilden – es geht darum, Gefühle einzufangen. Ich habe mit einer Geschäftsfreundin darüber gesprochen, und sie hat mich sehr bestärkt: „Niemand fotografiert Ferienimmobilien so wie du – du musst das weitergeben!“

Trotzdem sind da diese leisen Zweifel: „Gibt es nicht andere talentierte Fotograf:innen? Wieso sollte gerade ich das unterrichten? Ist das für andere überhaupt schwer oder bilde ich mir das nur ein?“

Doch genau das ist der Punkt: Was für mich leicht ist, ist für jemand anderen vielleicht unendlich wertvoll.

Wir unterschätzen oft unsere eigenen Fähigkeiten, nur weil sie für uns selbstverständlich sind. Doch genau dort, wo unsere natürliche Stärke liegt, steckt unser größtes Potenzial – nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere.

Was wäre, wenn genau die Vision, die dich zweifeln lässt, diejenige ist, die dich am meisten wachsen lässt?

Herausforderung als Wegweiser
Visionen, die uns wirklich weiterbringen, fordern uns heraus. Sie holen uns aus der Komfortzone. Sie lassen uns Dinge tun, die wir noch nie gemacht haben.

Die Zweifel sind kein Zeichen dafür, dass du falsch liegst. Sie sind ein Zeichen dafür, dass du etwas wagst, das groß genug ist, um dich wachsen zu lassen.

Also: Was jetzt?

  1. Erkenne die Zweifel – aber lass sie dich nicht aufhalten.

    • Wenn die kritischen Stimmen kommen, frage dich: „Wäre es mir egal, wenn diese Vision nicht wichtig für mich wäre?“

  2. Vertraue darauf, dass dein Wissen wertvoll ist.

    • Nur weil es für dich leicht ist, heißt das nicht, dass es für andere nicht unendlich wertvoll sein kann.

  3. Setze trotzdem den ersten Schritt um.

    • Der größte Fehler ist, zu warten, bis die Zweifel verschwinden. Sie verschwinden erst, wenn du handelst.

  4. Sprich darüber – teile deine Vision mit anderen.

    • Vielleicht braucht genau jemand da draußen genau das, was du zu geben hast.

  5. Sie greifbar machen

  • Schreibe sie handschriftlich auf. Das Schreiben mit der Hand hat eine tiefere Verbindung zum Unterbewusstsein als das Tippen auf dem Computer.

  • Visualisiere sie. Setze dich in Ruhe hin, schließe die Augen und richte deinen Blick leicht über den Horizont. Stell dir deine Vision bildlich vor – aber nicht nur das Bild, sondern fühle das was folgt, dein Erfolg.

Visionen als Quelle der Möglichkeiten

Visionen sind nichts Statisches. Sie dürfen wachsen, sich verändern, sich wandeln – und wir dürfen immer wieder neu beginnen.

Vielleicht fühlst du dich noch unsicher. Vielleicht weißt du noch nicht genau, wohin du willst. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Es gibt nur deinen eigenen.

Ich selbst liebe es, Visionen nicht nur mit Worten zu erfassen, sondern mit allen Sinnen:

  • Welche Farben hat deine Vision?

  • Welche Musik würde sie begleiten?

  • Welches Material würde sich passend anfühlen?

Denn genau darum geht es: Visionen sind eine Quelle der Möglichkeiten. Sie zeigen uns nicht nur, wohin wir gehen könnten, sondern auch, wer wir auf dem Weg dorthin werden dürfen.

Also: Welche Vision hast du gerade in dir? Und was kannst du heute tun, um sie ein Stück realer zu machen?


Perspektivwechsel

Was, wenn du selbst schon eine Vision bist?

Vielleicht fühlst du dich noch unsicher. Vielleicht weißt du noch nicht genau, wohin du willst. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt nicht den einen richtigen Weg.

Es gibt nur deinen eigenen.

Doch was, wenn du diesen Weg gar nicht erst suchen musst?

Was, wenn du ihn bereits gehst – und nur noch erkennen darfst, dass du selbst schon eine Vision bist?

Die Vision, die du bereits lebst

Wir denken oft, dass eine Vision etwas ist, das wir erst erschaffen müssen. Etwas, das noch nicht da ist, das wir mit Gedanken, Plänen und Taten erst aufbauen müssen.

Aber was, wenn es genau umgekehrt ist?

Was, wenn deine Vision längst existiert – und du sie bereits lebst, ohne es bewusst wahrzunehmen?

Nicht als ein entferntes Ziel in der Zukunft.
Nicht als etwas, das du erst finden oder erschaffen musst.
Sondern als die Art, wie du jetzt schon fühlst, handelst und denkst.

Vielleicht ist deine Vision nicht etwas, das in der Ferne liegt, sondern etwas, das du in jedem Moment verkörperst.

Du bist längst eine Vision – für dich oder für jemand anderen

Stell dir vor, jemand beobachtet dich – deine Art, mit Menschen umzugehen, die Dinge, die du liebst, die Gedanken, die du teilst. Vielleicht ist das, was für dich selbstverständlich ist, für jemand anderen bahnbrechend.

Was ist es, worum andere dich um Rat Fragen? Mit welchen Themen umgibst du dich?

Vielleicht hast du schon längst etwas geschaffen, das andere berührt.
Vielleicht inspirierst du bereits Menschen, ohne es zu wissen.
Vielleicht ist deine Vision nicht eine, die du erst erschaffen musst – sondern eine, die in dir lebt und nur darauf wartet, dass du sie erkennst.

Eine Einladung zur Selbstwahrnehmung

Frage dich:

  • Was ist das, was mich wirklich ausmacht – nicht in der Zukunft, sondern jetzt?

  • Was tue ich, was für mich selbstverständlich ist, aber für andere vielleicht wertvoll?

  • Welche Momente haben mir in meinem Leben das Gefühl gegeben, genau am richtigen Platz zu sein?

  • Was, wenn meine Vision nicht in der Ferne liegt, sondern in dem, was ich jetzt schon tue – und was ich nur noch bewusster erkennen darf?

Es ist schön, Visionen zu erschaffen. Aber es ist ebenso kraftvoll, zu erkennen:

Du bist schon jetzt eine Vision.

Vielleicht ist es nicht die Frage, "Welche Vision habe ich?", sondern:
"Welche Vision bin ich bereits – und wie kann ich sie noch klarer sehen?"

Weiter
Weiter

Eines Tages oder: TAG 1