Vorher

  • Persönlichkeitsentwicklung beginnt nicht erst, wenn es dringend wird.

    Oft setzen wir uns erst mit uns selbst auseinander, wenn das Leben uns dazu zwingt – wenn wir gesundheitliche Warnsignale bekommen, wenn Stress uns auffrisst, wenn wir in Krisen stecken. Doch was wäre, wenn wir vorher handeln?

    Mein Weg: Unternehmertum, Erfolg und die leise Veränderung.
    Ich bin mit Selbstständigkeit aufgewachsen. Arbeit, Verantwortung, Leistung – all das war für mich selbstverständlich. Ich habe gesehen, wie groß die Möglichkeiten sind, aber auch, was passiert, wenn man sich selbst dabei verliert.

    Als ich 2011 mit 24 Jahren als Fotografin startete, liebte ich meine Arbeit. Doch mit der Zeit wurde Fotografie für mich weniger ein Ausdruck meiner Kreativität – sondern ein „Job, um zu“. Um Geld zu verdienen, um mich zu ernähren, um meinen Platz zu behaupten.

    Plötzlich fehlte mir die Freude daran, rauszugehen, den Sonnenuntergang einzufangen, einfach nur für mich zu fotografieren. Und ich wusste: Wenn ich so weitermache, verliere ich das, was mich antreibt. Also entschied ich mich bewusst: Ich höre auf, bevor ich mich selbst verliere. Ich legte alle Aufträge nieder…

    Schattenarbeit: Licht kann nur existieren, wo es auch Dunkelheit gibt.
    Wir konzentrieren uns oft auf das Helle, das Positive – doch echte Entwicklung passiert, wenn wir bereit sind, auch unsere Schatten anzusehen.

    Ich habe mich mit einer tief sitzenden Angst vor Brustkrebs auseinandergesetzt. Nicht, indem ich sie verdrängte, sondern indem ich sie sichtbar machte. Ich nahm Ton in die Hand und formte eine Skulptur – eine Frauenfigur, eine Brust intakt, die andere nicht.

    Mit jedem Handgriff wurde die Angst sanfter. Denn: Angst ist keine Wahrheit. Sie ist eine Einladung, genauer hinzusehen.

    Was ist Persönlichkeitsentwicklung wirklich?

    • Sie ist keine Selbstoptimierung.

    • Sie ist keine To-Do-Liste.

    • Sie ist die bewusste Gestaltung deines Lebens.

    Es geht nicht darum, perfekt zu werden – sondern darum, die richtigen Fragen zu stellen.

    Dein innerer Kompass: Was willst du wirklich?

    Dinge wie eine schöne Uhr, ein Auto oder eine Reise sind weder gut noch schlecht – aber stelle dir die Frage: Welche Erfahrung möchtest du damit machen?

    Wenn du deine Werte kennst, werden Entscheidungen klarer. Dann wirst du nicht erst dann handeln, wenn es sein muss – sondern aus Überzeugung.

    Die wichtigste Frage, die du dir stellen kannst:
    Wie willst du dein Leben wirklich verbringen?
    Wir haben nur eine bestimmte Zeit hier – und wie wir sie nutzen, liegt bei uns.

Die wichtigste Entscheidung triffst du, bevor du musst.

Persönlichkeitsentwicklung beginnt nicht erst, wenn das Leben uns zwingt, hinzusehen. Sie ist nicht nur das, was man tut, wenn es sich gerade gut anfühlt, aber auch nicht erst das, was man tut, wenn alles auseinanderbricht. Sie ist eine bewusste Entscheidung – nicht als Notfallplan, sondern als Kompass.

Viele beginnen sich erst mit Selbstentfaltung zu beschäftigen, wenn die gepackten Koffer des Lebens vor der Tür stehen – wenn es nicht mehr anders geht. Wenn die Gesundheit anklopft, wenn Krisen plötzlich Raum einnehmen, wenn der Körper oder die Seele streiken.

Doch was, wenn wir vorher damit anfangen? Bevor es sein muss? Bevor wir gezwungen werden, hinzusehen?


Ein Leben zwischen Selbstständigkeit und Grenzen setzen

Ich habe mich im Jahr 2011 mit 24 Jahren selbstständig gemacht. Unternehmertum war mir vertraut – es lag in meiner Familie. Ich bin umgeben von Menschen aufgewachsen, die ihr eigenes Ding machten, die erfolgreich waren, die Verantwortung trugen. Doch ich habe auch gesehen, was passiert, wenn Erfolg nicht in Balance mit dem eigenen Wohl steht. Wenn man sich verliert in Arbeit, in Erwartungen, in immer mehr Leistung. Ich habe erlebt, wie Menschen, die stark und unabhängig wirkten, irgendwann an Grenzen stießen, die sie nicht mehr ignorieren konnten. Auch, wie sie sich sogar das Leben nahmen.

Burnout. Panikattacken. Depression. Schwere Krankheiten. Ich habe gesehen, was passiert, wenn man sich selbst jahrelang hinten anstellt, weil alles andere wichtiger erscheint. Und ich wusste: Das will ich nicht.

Aber der Erfolg kam auch zu mir. Und mit ihm die Frage: Wie sorge ich dafür, dass mich meine Arbeit erfüllt, aber nicht auffrisst?

Die Antwort war klar: Ich musste meine Grenzen (er)kennen. Und respektieren.

Ich habe begonnen, gewisse Entscheidungen bewusst zu treffen. Nicht, weil es einfach war, sondern weil es richtig für mich war. Ich habe Aufträge abgelehnt, obwohl sie lukrativ waren. Ich habe Nein gesagt, wenn mein Körper mir signalisierte, dass es zu viel wurde. Ich habe mir erlaubt, Pausen einzulegen, anstatt nur zu funktionieren. Und ja, das mag für Außenstehende manchmal so gewirkt haben, als würde ich es mir „leisten können“.

Doch in Wahrheit konnte ich es mir erst recht nicht leisten, mich selbst zu verlieren.


Wenn das, was du liebst, zur Pflicht wird

Doch Grenzen setzen bedeutet nicht nur, Nein zu Überarbeitung oder Stress zu sagen. Manchmal bedeutet es auch, Nein zu sagen zu dem, was man einst geliebt hat – zumindest in der Form, in der es sich verändert hat.

Über ein Jahrzehnt habe ich fotografiert. Ich habe meine Aufträge mit Hingabe und Leidenschaft ausgeführt. Und doch habe ich vor zwei, drei Jahren eine Entscheidung getroffen, die sich gleichzeitig mutig und beängstigend anfühlte: Ich habe aufgehört, Auftragsarbeiten anzunehmen.

Nicht, weil ich die Fotografie nicht mehr geliebt hätte. Sondern weil ich gemerkt habe, dass ich sie nicht mehr so lebte, wie sie mich einst erfüllt hat.

Ich war immer jemand, der von einem schönen Moment so tief berührt war, dass ich instinktiv nach der Kamera griff. Sonnenuntergänge an der Ostsee, das Spiel von Licht und Schatten in der Natur – früher hätte ich keine Sekunde gezögert, diese Augenblicke festzuhalten.

Doch mit der Zeit merkte ich, dass diese Momente weniger wurden. Dass meine Kamera immer öfter liegen blieb. Dass das Feuer, das mich einst antrieb, leiser wurde.

Warum?

Weil Fotografie nicht mehr nur ein Ausdruck meiner Emotionen und Gefühle war – sie war zu einer Aufgabe geworden. Zu etwas, das ich tat, um zu... Um Geld zu verdienen. Um den nächsten Auftrag abzuliefern. Um Erwartungen zu erfüllen.

Und genau da liegt der Punkt: Ich wollte Fotografie nicht nur um zu... Ich wollte wieder von ihr bewegt werden und auch andere durch sie bewegen.

Es war eine Entscheidung, die Angst machte. Eine Entscheidung, die gegen das Sicherheitsdenken ging, das so tief in uns allen verankert ist. Aber es war auch eine Entscheidung für mich.

Und genau deshalb bin ich heute wieder da. Wieder bei der Fotografie, wieder bei den Bildern, die mich berühren und mit denen ich berühren möchte - nicht weil ich sie muss, sondern weil sie aus mir heraus entstehen wollen.

Und letztendlich ist es genau das, was Selbstentfaltung für mich bedeutet: Die Schönheit des Alltags sehen. Die Schönheit des Alltags gestalten. Die Schönheit des Alltags leben.

Goldener Sonnenuntergang über der Ostsee – sanfte Wellen treffen auf den Sandstrand, während eine Möwe durch das warme Abendlicht fliegt. Die Szene strahlt Ruhe, Neubeginn und die Schönheit der Natur aus

Goldener Sonnenuntergang - Ruhe und Schönheit der Natur


Persönlichkeitsentwicklung als Prävention, nicht als Reaktion

Wir alle stehen irgendwann an Punkten in unserem Leben, an denen wir merken: So geht es nicht weiter. Doch was, wenn wir einige dieser Punkte gar nicht erst erreichen müssen?

Ich glaube, dass Persönlichkeitsentwicklung am kraftvollsten ist, wenn wir sie präventiv betreiben. Wenn wir uns mit unseren Werten beschäftigen, bevor wir in einer Lebenskrise stecken. Wenn wir uns fragen, was uns wirklich trägt, bevor uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Wenn wir lernen, wie wir mit Ängsten umgehen können, bevor sie uns lähmen.

Und hinsehen bedeutet nicht nur, das Licht zu erkennen. Es bedeutet auch, den Schatten zu betrachten. Denn Licht kann nur da sein, wo es auch Dunkelheit gibt. Und manchmal müssen wir zuerst durch den Schatten gehen, um das Licht wirklich zu sehen.

Denn eines ist sicher: Der einzige Weg aus der Angst führt durch die Angst.


Der Mut, der Angst ins Gesicht zu sehen

Eine der größten Ängste, mit denen ich mich konfrontieren musste, war eine, die tief in meiner Familie verwurzelt war. Ich habe es miterlebt, wie mir sehr nahe Menschen an einer Form von Brustkrebs erkrankten. Und in meinem Kopf formte sich unweigerlich die Frage: Bin ich die Nächste?

Diese Angst war nicht einfach da – sie begleitete mich. Sie wurde zu einem leisen, aber präsenten Schatten. Und ich wusste, dass ich ihr nicht einfach davonlaufen konnte. Also tat ich das, was sich zunächst völlig widersinnig anfühlte: Ich setzte mich aktiv mit ihr auseinander.

Ich nahm Ton in die Hand – und formte eine Skulptur. Eine Frauenfigur. Eine Brust intakt, die andere nicht.

Frauenfigur aus Ton - mit ungewolltem jedoch vielsagendem Riss

Und während ich an ihr arbeitete, spürte ich die Angst. Ich ließ sie zu. Ich ließ sie sprechen. Und das war wirklich nicht angenehm, jedoch - mit jedem Handgriff wurde sie sanfter. Bis sie mir fast flüsternd sagte: Du brauchst keine Angst haben.

Denn Angst ist keine endgültige Wahrheit. Sie ist ein Gefühl, das uns auf etwas aufmerksam machen möchte. Etwas, das wir ansehen dürfen. Doch wenn wir es tun, verliert es seinen Schrecken.

Nur 2 % der Sorgen, die wir uns machen, treten ein. 98 % tun es nicht.

Und wenn wir unsere Schatten anschauen, erkennen wir oft, dass sie gar nicht so furchteinflößend sind, wie sie zunächst wirken.


Lass die Veränderung nicht warten

Vielleicht bist du gerade gesund. Erfolgreich. In einem Leben, das auf den ersten Blick gut funktioniert. Vielleicht siehst du keinen akuten Grund, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen.

Aber Persönlichkeitsentwicklung bedeutet nicht, sich selbst zu reparieren. Es bedeutet, sich selbst zu verstehen.

Es bedeutet, sich als Ganzes zu sehen – mit Licht und Schatten.

Denn Veränderung beginnt dort, wo wir uns erlauben, alles anzuerkennen: das Helle, das Dunkle, das Unbequeme.

Wachstum entsteht nicht durch das Ignorieren dessen, was wir nicht sehen wollen – sondern durch das bewusste Hinsehen.

Und wenn du heute beginnst, hinzusehen – wirklich hinzusehen – dann kannst du vielleicht vermeiden, dass das Leben dich irgendwann dazu zwingt.

Fang an.

Nicht, weil du musst.

Sondern weil du es kannst.


Was bedeutet Persönlichkeitsentwicklung?

Persönlichkeitsentwicklung ist weit mehr als das Auflösen von Blockaden oder das Verarbeiten von Ängsten. Es ist die bewusste Gestaltung deines eigenen Lebens. Es bedeutet, nicht nur auf das zu reagieren, was passiert, sondern aktiv zu entscheiden, wer du sein möchtest und wie du dein Leben gestalten willst.

Jeder Mensch trägt seine einzigartige Kombination aus Talenten, Überzeugungen und Träumen in sich. Doch oft bewegen wir uns durch das Leben, ohne uns wirklich bewusst zu machen, was uns antreibt, was uns leitet und was uns tief erfüllt.

Hier kommt dein innerer Kompass ins Spiel – deine Werte.

Werte sind das Fundament jeder Entscheidung, die du triffst. Sie bestimmen, ob du deinem eigenen Weg folgst oder dich von Erwartungen (anderer) leiten lässt. Sie sind der rote Faden in deinem Leben – ob du ihn bewusst spürst oder nicht.


Dein innerer Leitstern – Wie du deine Werte findest

Was trägt dich wirklich im Leben?

Wenn du deine Werte kennst, dann wird jede Entscheidung klarer. Dann kannst du dich immer fragen: Führt mich das, was ich jetzt tue, in die Richtung, die meinen Werten entspricht?

Viele Menschen kennen ihre Schwächen, aber nur wenige können ihre Stärken benennen. Doch es lohnt sich, sich mit seinen Talenten und seinem inneren Antrieb zu beschäftigen. Ein großartiges Werkzeug, um sich selbst besser kennenzulernen, ist eine einfache Übung:

✦ Nimm dir Zeit und schreibe auf, welche Erfahrungen du in verschiedenen Lebensbereichen machen möchtest.

Das können berufliche Erfahrungen sein, Erfahrungen mit Freunden, in der Familie, in der Freizeit oder in der persönlichen Entwicklung.

✦ Frage dich: Welche Erlebnisse würden mich bereichern?

Vielleicht möchtest du in deinem Beruf etwas Neues ausprobieren, eine Fähigkeit vertiefen oder dich sogar umorientieren. Vielleicht möchtest du in deiner Freizeit eine neue Sportart ausprobieren, eine Reise machen, die dich inspiriert, oder einfach bewusster genießen.

✦ Verbinde materielle Wünsche mit deinen Werten.

Ein bestimmtes Auto, eine besondere Uhr, ein Traumurlaub – sie sind nicht gut oder schlecht, aber die Frage ist: Warum will ich sie? Welche Werte stecken dahinter? Freiheit? Sicherheit? Unabhängigkeit? Welche Erfahrung möchte ich damit machen?

Diese Klarheit macht Entscheidungen so viel einfacher. Und plötzlich stellt sich nicht mehr die Frage, ob du etwas tun sollst, sondern nur noch, wie du es in Einklang mit deinen Werten tust.


Am Ende zählt nur eine Frage

Wir alle sind nur für eine begrenzte Zeit hier – bewusst, wach, lebendig. Vielleicht gibt es mehr danach, vielleicht auch nicht. Aber dieses Leben, dieses eine, das wir sicher haben, das ist jetzt.

Und viel zu oft verbringen wir es damit, Dinge zu tun, von denen wir insgeheim wissen, dass sie uns nicht guttun. Wir drehen uns in Schleifen, folgen Mustern, die uns kleinhalten, und vertagen das, was uns wirklich erfüllt – auf später, auf irgendwann.

Aber wann genau ist irgendwann?

Die Wahrheit ist: Die Zeit läuft sowieso. Die Frage ist nicht, ob das Leben vergeht – sondern wie du es verbringen möchtest.

Nicht in Angst vor der Zukunft. Sondern offen, neugierig, mutig.

Also frag dich selbst:

Was willst du mit dieser einen, wertvollen Lebenszeit anfangen?

Die Antwort darauf wird nicht an einem Tag kommen. Vielleicht nicht in einer Woche. Aber sie wird kommen – wenn du dir erlaubst, sie zu finden.


Weiterdenken, weiterfühlen – Bücher, die mich auf meiner bewussten Reise begleitet haben

Wenn du Lust hast, dich weiter mit diesen Fragen zu beschäftigen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus echter Neugier –, dann könnten diese Bücher inspirierend für dich sein. Sie haben mich auf meinem Weg geprägt und vielleicht steckt auch für dich etwas Wertvolles darin:

📖 Die subtile Kunst des darauf Scheißens – Mark Manson

📖 Sieger erkennt man am Start, Verlierer auch – Dieter Lange

📖 Der Trost der Schönheit – Gabriele von Arnim

📖 Staunen – Anselm Grün

Manchmal sind es genau die richtigen Worte zur richtigen Zeit, die uns weiterbringen.

Weiter
Weiter

UN-FOTO-GEN?